Lili Grün – „Kabarett, Jazz und Schreibmaschinen“


Lesung und Gespräch

Anke Heimberg (Herausgeberin) und Britta Jürgs (AvivA Verlag)

23. Mai 2017 um 20 Uhr

Gemeinsam mit dem DGB-Region Berlin laden wir Sie herzlich zu dieser Veranstaltung in unsere Buchhandlung ein.

Nachlese


Anke Heimberg und Britta Jürgs stellten unseren interessierten Gästen auf charmante Art die Schriftstellerin Lili Grün vor. Anhand ihrer autobiografischen Romane, den wunderbaren Gedichten, verbunden mit einer bewegenden Biografie wurde die Künstlerin zum Leben erweckt. Das junge Mädchen beim Tanzen, die Kontoristin bei der unbefriedigenden Arbeit in Wien, der Versuch als Kabarettistin und Schauspielerin in Berlin zu überleben und vieles mehr kann man in den unterhaltsamen Romanen kennenlernen. Ganz besonders kommt das Lebensgefühl in den zeitlosen Gedichten zum Ausdruck. Möchten auch Sie diese vergessene Schriftstellerin für sich entdecken? Die Bücher haben wir noch vorrätig. Der unterhaltsame Abend wurde mit einem Glas Wein und anregenden Gesprächen abgerundet. Die Fotos von Rita Scharf geben die gute Atmosphäre wieder.


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Anke Heimberg und Britta Jürgs stellen die wiederentdeckte österreichisch-jüdische Autorin Lili Grün (1904 – 1942) und ihr Werk der 1920er und 1930er Jahre vor. Mit dem 2016 aufgelegten Wiener Angestellten-Roman Junge Bürokraft übernimmt auch andere Arbeit liegt achtzig Jahre nach seiner Erstpublikation als Zeitungsabdruck nun auch der letzte Roman Lili Grüns beim AvivA Verlag in Buchform vor.

Als Tochter eines jüdischen Kaufmanns 1904 in Wien geboren, kam Lili Grün Ende der 1920er Jahre nach Berlin und eröffnete mit Künstlerfreundinnen und -freunden das literarisch-politische Kabarett Die Brücke. Erste Gedichte und Geschichten, in denen sie frech, unverblümt und selbstironisch von Verliebtheit und Ernüchterung, schier endlosen Großstadttagen und rasch zu verdrängenden Nächten erzählt, erschienen bald in den Zeitgeist-Magazinen und Zeitungsfeuilletons der Hauptstadt. Unter dem Titel Mädchenhimmel! erstmals in Buchform publiziert, wurde dieses 2014 als eines der zehn besten Bücher unabhängiger Verlage auf der HOTLIST nominiert und mit dem Melusine-Huss-Preis ausgezeichnet.

Zurück in Wien verarbeitete Lili Grün ihre Berlin-Erlebnisse in dem Kabarett-Roman Alles ist Jazz. Auf ihr von der Presse bejubeltes Debüt folgte 1935 der Bühnen-Roman Zum Theater! um die junge Wiener Schauspielerin Loni Holl und ihr erstes Engagement in der tiefen Provinz. In ihrem mutmaßlich letzten Roman Junge Bürokraft übernimmt auch andere Arbeit … erzählt sie von den neu gewonnenen Freiheiten junger Frauen der „goldenen“ Zwanziger und vom alltäglichen Existenzkampf der „kleinen Büromädel“.

Nach der NS-Okkupation Österreichs 1938 hatte Lili Grün als jüdische Schriftstellerin keine Möglichkeit mehr zu publizieren. Verarmt und krank blieb ihr die Emigration ins Ausland verwehrt. 1942 wurde die 38-jährige Autorin deportiert und im weißrussischen Maly Trostinec ermordet.

„Ein bisschen schnodderig, ein bisschen frech, ein wenig melancholisch, ein wenig bitter-süß. Man meint, den Sound der Weimarer Republik im Ohr zu haben, wenn man Lili Grün liest.“
(Sätze & Schätze)


Anke Heimberg, Studium der Germanistik, Soziologie und Medienwissenschaften in Marburg und Wien; lebt und arbeitet als freie Literaturwissenschaftlerin und Publizistin in Berlin; im AvivA Verlag hat sie bisher neben den Werken Lili Grüns auch Romane von Victoria Wolff herausgegeben: derzeit arbeitet sie an einer Biografie zu Lili Grün.

 

 

Britta Jürgs, Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin; Verlegerin des 1997 von ihr gegründeten AvivA Verlags in Berlin; Herausgeberin zahlreicher Bücher über Künstlerinnen und Schriftstellerinnen; Vorstandsvorsitzende der Kurt Wolff Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene.

 

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