Lesung mit Musik
Dienstag, 6. September 2016, 20 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Nachlese
Wahrscheinlich war den wenigsten unserer Gäste Clarice Lispector bisher bekannt. Doch diese Vorstellung regt sicher dazu an, sich mit der brasilianischen Schriftstellerin und ihrer in die Tiefe gehenden Sprache zu beschäftigen. In einer eindrucksvollen Perfomance wurden ihre Gedanken und Empfindungen wunderbar zum Vorschein gebracht. Bei dem Zusammenspiel von Sprache, Gesang, Musik und eindrucksvollen Zeichnungen konnte sich die Phantasie der Zuhörer frei entfalten. Die Texte von Clarice, durch Liane Krüger einfühlsam vorgetragen, wurden zu guter Letzt durch die ungewöhnlichen Bilder von Hernán Sansone, einem brasilianischen Künstler, zum Leben erweckt, ergänzt von Fabian Klentzke durch Lebensdaten und abwechslungsreiche Musik, untermalt mit dem melancholischen Gesang von Sergio Gobi. Anschließend wurde gerne die Gelegenheit genutzt, sich mit den Künstlern zu unterhalten.
Hier noch einige Fotos dieser eindrucksvollen Lesung mit Musik.
Hernán Sansone, der 1967 in Buenos Aires geborene Künstler studierte Malerei in der Kunsthochschule und Grafik Design an der Universität von Buenos Aires. Seit 1996 lebt und arbeitet er in Bogotá, Kolumbien. Seine Werke wurden in Buenos Aires, La Pampa, Córdoba, La Rioja, Mendoza (Argentinien), La Habana (Kuba), Montreal (Kanada) und Bogota (Kolumbien) ausgestellt. Als Grafikkünstler und Illustrator hat er verschiedene Bücher, Hefte und Postkarten herausgegeben. Als Kunstdirektor leitete er verschiedene berühmte Kultur-Magazine wie Gatopardo, Mundo, Plan B und andere. Zurzeit ist er Kunstdirektor von Semana und Arcadia (größte Zeitschrift Kolumbiens).
Liane Krüger, Sergio Gobi und Fabian Klentzke stellen die brasilianische Dichterin Clarice Lispector vor. Entdecken Sie das Werk der Dichterin neu – mit Auszügen aus ihren Romanen, Erzählungen und ihrer Biografie (vorgetragen von Liane Krüger) sowie Musik aus Brasilien (Fabian Klentzke und Sergio Gobi).
Clarice Lispector (1920-1977) wird in einem Atemzug mit Kafka, Pessoa und Dostojewski genannt. Ihre Literatur und ihre Sicht auf die menschliche Innenwelt sind beunruhigend, vielschichtig und schonungslos.
Das Romandebüt einer Dreiundzwanzigjährigen ist 1943 die literarische Sensation – zum ersten Mal wagt es eine brasilianische Schriftstellerin, das komplexe Innenleben ihrer Heldin offenzulegen und konventionelle Gesellschaftsmuster in Frage zu stellen. Selbstbewusst fügt sie der Moderne ihre ganz eigene weibliche Stimme hinzu.
In Nahe dem wilden Herzen konzentriert sich Clarice Lispector auf die Reflexionen ihrer Heldin Joana und dringt in die Tiefen ihrer Gefühlswelt vor. Selbstbewusst bezieht sie sich auf Joyce und fügt der Moderne ihre ganz eigene weibliche Stimme hinzu. Im Mittelpunkt des Romans stehen weniger äußere Begebenheiten als vielmehr Joanas Gedankengänge und Empfindungen, denen Clarice Lispectors expressive Sprache bis in die kleinsten, kaum mehr erfassbaren Verästelungen nachzugehen versucht. Dieser Roman ist die Geschichte der inneren Revolte einer jungen Frau, die sich nicht mit der vorgegebenen Welt, den fertigen Schablonen von Glück und Unglück abfinden will, sondern rebellisch und unbeirrbar ihre eigene Existenz zu definieren und damit ihre Freiheit zu finden versucht.
Hier erfahren Sie mehr über Clarice Lispector
Zu den Interpreten:
Liane Krüger wurde 1959 in Chemnitz geboren, arbeitete als Bibliothekarin und machte Literaturarbeit in verschiedenen Gruppen. 1987 Umzug nach Dresden seither selbstständig tätig; literarisch-musikalische Veranstaltungen mit zahlreichen Dresdner Musikern.
Sergio Gobi, Sänger, Gitarrist, Komponist und Maler, wurde 1963 in Urdampilleta (Buenos Aires) geboren. Seine musikalischen Wurzeln liegen in der argentinischen Folklore.
Seit Anfang der 90er Jahre widmet er sich dem Tango. Seit 2001 lebt er in Berlin und ist Sänger vom „Quinteto Ángel“ und «La Rolando Rivas». Mit seinen Bands «6 Australes» und „Flor und Fauna“ stellt er seine eigenen Kompositionen vor. Neben der Musik widmet er sich der Malerei.
Fabian Klentzke, freischaffender Pianist aus Dresden, ist seit vielen Jahren über die deutsche Tangoszene hinaus ein Begriff für erstklassiges, lebenspralles und authentisches Tangospiel.