Buchpräsentation und Lesung: Franz von Gaudy

13. Oktober 2022

Einleitung durch die Herausgeberin Doris Fouquet-Plümacher.
Es liest Henning Westpfahl.

Der Eintritt ist frei. Sie sind herzlich eingeladen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

NACHLESE

Die Lesung am 13. Oktober und die Vorstellung des Dichters Franz von Gaudy war sehr gut besucht. Die Herausgeberin Dr. Doris Fouquet-Plümacher ließ diesen unterhaltsamen und zeitkritischen Autor wieder greifbar in die literarische Welt zurückkehren. Mit seiner ausdruckstarken Lesung erweckte der Schauspieler Henning Westphal die Wasserfee Canaletta aus dem Canale von Venedig zu neuem Leben und bescherte unseren Gästen ein besonderes Vergnügen. Eine gute Gelegenheit, sich diesem vergessenen Dichter zuzuwenden.

 

 

 

 

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Franz von Gaudy – Canaletta / Die drei Schlangen

Edition Schwarzdruck, Gransee 2022. Mit farbigen Zeichnungen illustriert von Rainer Ehrt.
Mit einem Nachwort von Doris Fouquet-Plümacher.

Zu seiner Zeit im literarischen Deutschland geachtet und viel gelesen, ist Franz von Gaudy heute zu Unrecht weitgehend vergessen. Die Herausgeberin Doris Fouquet-Plümacher versucht diesen durchaus unterhaltsamen und zeitkritischen Geist der Vergessenheit zu entreißen.

 

Viele Berliner kennen die Gaudystraße in Berlin, fast keiner kennt den Namensgeber. Talentiert und außerordentlich fleißig, aber vom Leben gebeutelt, früh gestorben und so nie zur echten Berühmtheit geworden, wirkte Franz von Gaudy als Autor vorwiegend in Berlin. Die Herausgeberin und Nachwortautorin Doris Fouquet-Plümacher versucht diesen durchaus unterhaltsamen und zeitkritischen Geist der Vergessenheit zu entreißen mit diesem „Appetithäppchen“ (Canaletta / Die drei Schlangen) auf die mehrbändige Auswahlausgabe der Werke Gaudys. Weil der Schwarzdrucker schon immer mal wieder mit dem verehrten Kollegen Rainer Ehrt zusammenarbeiten wollte, war das nun endlich DIE Gelegenheit, den amtierenden deutschen Meister in der Illustration zu Themen des 19. Jahrhunderts sich austoben zu lassen. Ein kleines und fast bibliophiles Werk mit der Erzählung „Canaletta“,  dem Gedicht „Die drei Schwestern“ und einem ausführlichen Nachwort ist so entstanden.“ (Edition Schwarzdruck)

Franz von Gaudy – Ausgewählte Werke, Band 1:
Venetianische Novellen und italienische Erzählungen.
Eröffnungsband einer neuen mehrbändigen Auswahlausgabe
Herausgegeben von Doris Fouquet-Plümacher.
Georg Olms Verlag 2020

 

Franz von Gaudy (1800–1840) war ein spätromantischer und realistischer Schriftsteller im Vormärz. Er schrieb Prosa–Novellen, Erzählungen, Reiseberichte – sowie Gedichte, Balladen und Romanzen, hatte eine ausgeprägt satirische Ader und war dank seines geschulten Sprachgefühls ein ausgezeichneter Übersetzer aus dem Französischen und Polnischen. Zu seiner Zeit im literarischen Deutschland geachtet und viel gelesen, ist er heute zu Unrecht weitgehend vergessen, obwohl Spuren seiner Rezeption bis zu Friedrich Nietzsche oder Arno Schmidt reichen.
Mit dem 220. Geburtstag und dem 180. Todestag des Dichters Franz von Gaudy gibt es gleich ein doppeltes Gedenken im Jahr 2020, in dem Gaudy mit dem Eröffnungsband einer neuen mehrbändigen Auswahlausgabe wieder greifbar in die literarische Welt zurückkehren soll. Er umfasst die bei den Italienreisen 1835 und 1838/39 entstandenen Novellen und Erzählungen und bietet in einer kritischen Studienausgabe erstmals einen zuverlässigen Text nach den Erstdrucken in modernisierter Orthographie sowie eine biographische und kulturgeschichtliche Einordnung auf aktuellem Quellen- und Forschungsstand.“ (Georg Olms Verlag)

Weitere Informationen zu Gaudy finden Sie im Blog des Kleist-Museums Frankfurt/Oder: https://franzvongaudy.wordpress.com/

Franz Bernhard Heinrich Wilhelm Freiherr von Gaudy entstammte einer schottischen Familie, die zum preußischen Militäradel gehörte. Auf Wunsch seines Vaters trat er 1818 gegen seinen Willen ins preußische Heer ein und wurde 1819 zum Leutnant befördert. Wegen Schulden wurde er nach Breslau/Brieg versetzt, von dort 1825 nach Glogau und ins Großherzogtum Posen strafversetzt. 1825 war er in der Festung Glogau und 1827 wegen Beteiligung an Duellen in der Festung Silberberg (Schlesien) in Haft. Nach dem Tod des Vaters sah er sich plötzlich verarmt und gezwungen, weitere Jahre beim Militär zu verbringen. Gedichtet hat er schon als Schüler, ab 1823 veröffentlichte er in schlesischen Zeitschriften und Almanachen. Er verehrte Jean Paul und eiferte ihm im Stil gelegentlich nach. Das Erstlingswerk Gaudys „Erato“ erschien 1829. 1833 erhielt Gaudy seinen Abschied vom Militär und lebte seither mit einer kleinen, nach 15-jähriger Armeezugehörigkeit erreichten Pension von 120 Talern jährlich als Berufsschriftsteller in Berlin. Er blieb immer ein armer Leutnant. Chamisso führte ihn in die Mittwochsgesellschaft ein, wo er mit Joseph von Eichendorff, Friedrich de la Motte Fouqué und Willibald Alexis und August Kopisch verkehrte. Neben Chamisso arbeitete er an der Redaktion des Deutschen Musenalmanach mit. 1835 unternahm er mit Franz Kugler eine Italienreise, danach publizierte er „Mein Römerzug“ (1836) und „Aus dem Tagebuche eines wandernden Schneidergesellen, eine heitere, ironische Erzählung“, sein bekanntestes Werk. Seine zweite Italienreise 1838–1839 finanzierte er mit Artikeln in Cottas „Morgenblatt für gebildete Leser“, „Allgemeine Zeitung“ und „Das Ausland“.
Völlig unerwartet starb er am 5. Februar 1840 an einem Schlaganfall. Die bereits zum Druck vorbereiteten Manuskripte seiner letzten Werke erschienen erst 1844 in der Gesamtausgabe.

Dr. Doris Fouquet-Plümacher, arbeitete nach dem Studium der Germanistik und Romanistik in Saarbrücken, Aix-en-Provence und Kiel im wissenschaftlichen Dienst der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin. Publikationen zur Literatur des frühen 19. Jahrhunderts.