Susanne Smajic – Am See

Ausstellungskatalog, Vorzugsausgabe

72 Seiten, durchgehende farbige Abbildungen, 27 x 21 cm, mit Original-Radierung, Texte u.a. von Museumsleiterin Dr. Barbara Stark und der edition sonblom-Verlegerin Annette D. Gesing, signiert

Auflage 50 Exemplare

Preis: 90 Euro

 

 

Inliegend die Original-Radierung „Spaziergang“, signiert und nummeriert 14/50

Bildformat 10 x 15 cm, Bütten 18 x 26 cm

 

 

 

 

Susanne Smajic wurde 1972 in München geboren. Sie studierte an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle/Saale und an der Fachhochschule Münster bei Prof. Rolf Escher. Seit 1999 lebt Susanne Smajic als freischaffende Illustratorin und Künstlerin und seit einigen Jahren in Konstanz. Neben der freien Druckgrafik und der Arbeit an Künstlerbüchern schreibt und illustriert sie auch Kinderbücher für renommierte Verlage. Arbeiten der Künstlerin befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen, von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel über die Österreichische Nationalbibliothek Wien und die Zentralbibliothek Zürich bis hin zum Leipziger Zoo.

Die Künstlerin Susanne Smajic

Was macht einen Künstler „namhaft“? Seine unverwechselbare Handschrift. Man muss davon ausgehen, dass ein Künstler ohne Mühe alles perfekt zeichnen oder abzeichnen, also die Wirklichkeit so abbilden kann, wie sie ist. Oft sitzen junge Künstler im Museum und kopieren Bilder großer Meister/innen, d.h. sie üben sich darin, auch deren Art der Weltsicht adaptieren zu können. Bis dahin ist der junge Künstler sozusagen eine Raupe. Er entpuppt sich als Schmetterling, wenn er beginnt, eine neue, nie dagewesene Sicht der Welt zu entwickeln, die eigene unverwechselbare künstlerische Handschrift, die allem schon Vorhandenen in der Kunst etwas gänzlich Neues hinzufügt.

Hoch gehängt ist dieser Anspruch, aber man kann sich vorstellen, wie langweilig es wäre, wenn alle zeichnerisch oder malerisch Begabten immer die Dinge so abbilden würden, wie es auch die Fotografie kann. Oder so, wie man es schon von den Arbeiten anderer Künstler her kennt.

Manch ein Künstler begnügt sich nach seiner Entpuppung damit, ein Leben lang das zu liefern, wofür er einmal bekannt wurde. Für Vermarkter in großem Stil, z.B. inter-national tätige Galerien, ist das unabdingbar: Die einmal entwickelte Künstlerhandschrift wird zum Logo, zum Markenzeichen, angesichts dessen jeder sofort sieht: Das ist doch dieser berühmte Künstler Dingsda! Nur wenige können es sich leisten, in verschiedenen Stilen zu operieren. Gerhard Richter ist der bekannteste von ihnen. Er arbeitet mal grellfarbig ungegenständlich, mal nur in Grautönen, mal scharf, mal unscharf wie nach einer verwackelten Fotografie.

Warum dieser Vorspann zur Ausstellung von Susanne Smajic? Weil sie stattfindet an der Schnittstelle einer gravierenden Entwicklung im Werk der 1972 in München geborenen Künstlerin – und man hat selten die Gelegenheit, so unmittelbar Zeuge einer künstlerischen Erweiterung zu sein, die natürlich nicht abrupt entsteht, sondern Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses ist.

Als Susanne Smajic ihr Studium bei Prof. Rolf Escher an der FH Münster 1999 abschloss (dem Studien u.a. an der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle vorausgegangen waren), hatte sie Form und Inhalt ihrer künstlerischen Arbeit schon gefunden: Sie schuf Tier-Metaphern für Erwachsene wie die Tangobären, das Geschirrschwein, den buchlüsternen Tiger, heiter-ironische Spiegelungen des intellektuellen Alltags. Und ihr Medium ist die Farbradierung, schon im Studium hatte sie mit der Holzschneiderin Simone Jänke und der Radiererin Gintare Skroblyte ein Trio druckfernale gebildet, das quasi in der Hochschul-Druckwerkstatt wohnte. Neben aufwändigen Künstlerbüchern, oft Unikaten, illustrierte Smajic bisher mehr als 40 Kinderbücher, denn ihre immer mit Humor aufgeladenen Figurationen kann sie für jedes Alter modifizieren.

Als die Künstlerin 2002 ein Stipendium der Aldegrever-Gesellschaft für einen Arbeitsaufenthalt in der norwegischen Hauptstadt Oslo gewann, sandte sie mir bald darauf einige Radierungen, die sie nach dieser Reise geschaffen hatte, Landschaften und Stadtszenen. Alles gut, aber ich suchte vergeblich die smajicsche Handschrift in diesen Arbeiten. Ich legte sie in die Schublade, konnte irgendwie mit diesen Grafiken nichts anfangen.

Auch die Künstlerin selbst legte das Thema, das ihr einerseits als unerlässlich, aber andererseits (noch) nicht fass-bar erschien, für mehr als 10 Jahre beiseite. Bei einem Aufenthalt an einem lavafelsigen Küstenabschnitt auf Teneriffa im Jahr 2013 fand sie dann das buchstäbliche Fadenende, an dem sie das ganze Thema zu sich heran-ziehen konnte: Es waren die im Verhältnis zu den gewaltigen Felsen winzig wirkenden Fischer und Angler, die für sie zur Brücke der Bildgestaltung wurden, das menschliche Maß, das die gewaltige Natur in Proportion setzt. Leider sind die wunderbaren, vor Ort entstandenen Skizzen nicht ausstellbar, da die Künstlerin grundsätzlich in Skizzenbücher zeichnet.

Aber sie schickt ja ohnehin ihre in der und nach der Natur entstandenen Abbilder durch das „Stahlbad“ der Radierung: In der Auseinandersetzung mit der Kupferplatte, mit dem „kalten“ Aufreißen und Verletzen der Druckplatte wie dem „heißen“ Ätzen von Flächen verändert sich die nach dem Vorbild aus dem Skizzenbuch begonnene, real existierende Landschaft und wird nun zu einer imaginären, Träger und Ausdruck einer Emotion. Und jetzt greifen diese Landschaften auch nach mir, und ich erkenne Susanne Smajics Handschrift in ihnen.

Die Künstlerin ist vor 10 Jahren von Münster nach Konstanz gezogen – den neuen Lebensmittelpunkt wählte sie ohne Anknüpfungspunkte aus, nur aus ihrer Intuition. Dass sie dadurch in die räumliche Nähe des berühmten Schweizer Bucheinband-Künstlers Roland Meuter kam, mit dem sie inzwischen zahlreiche Buch-Gesamtkunstwerke realisierte, war ebenso zufällig wie die Tatsache, dass sie nach der Teneriffa-Reise nun begann, ihre unmittelbare landschaftliche Umgebung aufs Korn zu nehmen.

Die Stadt Konstanz ehrt nun mit einer „Am See“ betitelten Ausstellung im Kulturzentrum am Münster die 10jährige künstlerische Auseinandersetzung der Wahl- und Kulturbürgerin mit der Stadtgesellschaft wie der Landschaft. Denn Smajic, die sich 2012 eine eigene Druckwerkstatt eingerichtet hat, betreibt nicht nur Lehrerfortbildung im eigenen Atelier (und das auch in der Schweiz und im Auftrag des Goethe-Instituts in Weißrussland), sie ist auch die „Hauszeichnerin“ der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz für deren Kinderkonzerte, was entsprechende Aufträge der Neuen Philharmonie Westfalen nach sich zog. Im Auftrag des Konstanzer Kulturbüros realisiert sie zahlreiche Projekte der Kunstvermittlung an Schulen

Ich begleite den Weg der Künstlerin, seitdem sie mir auf der Frankfurter Buchmesse 1999 ihre Diplomarbeit zeigte, ein mit Original-Farbradierungen illustriertes Buch. 2005 gehörte sie zu den 5 Künstlerinnen, deren Arbeiten ich unter dem Titel „Fräuleinwunder der Druckgrafik“ in einer Mappe zusammenführte, mit der ich auf die damals neue starke Präsenz von Künstlerinnen in der Druckgrafik aufmerksam machen wollte. Für den Büchergilde artclub schuf sie eine ganze Reihe ihrer wunderbaren Tiergrafiken, und natürlich begleiten wir jetzt auch mit zwei Radier-Editionen ihre Hinwendung zur Landschaft.

(Wolfgang Grätz zur Ausstellung „Susanne Smajic – Am See“ im April 2016)

***

Wir bieten monatlich aus unserer Schatzkammer eine Rarität an, Bücher wie Grafiken. Die meisten finden schnell einen Liebhaber. In der Rubrik „Raritäten“ auf unserer Website stehen auch unsere früheren Angebote, von denen einige wenige noch zu haben sind. Bei Interesse können Sie uns gerne anrufen und fragen, ob Ihre Wunschrarität noch erhältlich ist.