„Das Blau der Hyazinthe“

Iosif Alygizakis

Lesung mit Musik

Dienstag, 7. Februar um 20 Uhr

Iosif Alygizakis liest aus dem griechischen Original, Margarete Hamm liest aus der deutschen Übersetzung von Hans Bernhard Schlumm

Musik: Jana Berwig —>
Moderation: Joey Fakitsas

Eintritt frei!

Sie sind herzlich eingeladen!

Die Lesung findet im Rahmen des 4. griechisch-deutschen Lesefestivals statt.

Was passiert, wenn ein Lehrer von der Liebe zu seinem Schüler beherrscht wird? Und was passiert, wenn der Schüler diese Gefühle als ein Spiel versteht?

Auf der Suche nach dem ersten Job übernimmt ein angehender Lehrer den Privatunterricht für den 13-jährigen Aristarchos und gibt Nachhilfe in Latein, Griechisch und Aufsatzschreiben. Der jugendliche Lehrer ist der einzige Mann, der seit vielen Jahren die Wohnung von Mutter und Sohn betreten hat, und er glaubt, die Augen des Jungen deuten zu können. Er selbst lebt in ständiger Furcht, sein Geheimnis könnte entdeckt werden – er steht auf Männer – und somit treiben ihn Scham- und Schuldgefühle dazu, bewusst männlich aufzutreten. Doch während des Unterrichts passiert es: Der Lehrer verliebt sich in seinen Schüler. Leiden, Bangen und Täuschen werden seine ständigen Begleiter. Gleichzeitig erlebt Aristarchos seine Pubertät und empfindet den Lehrer als Ersatz-Vaterfigur. Jede Geste wird missverstanden. Von beiden Seiten. Mit verheerenden Folgen.

Spätestens seit Thomas Manns Tod in Venedig lassen sich homoerotische Themen nicht mehr aus der zeitgenössischen Literatur wegdenken. In seinem Roman „Das Blau der Hyazinthe“ zeigt Autor Iosif Alygizakis, dass das Finden der eigenen sexuellen Identität, gerade für junge Männer, selbst im 21. Jahrhundert noch häufig von Schuldgefühlen begleitet wird. Iosif Alygizakis ist einer der ersten neugriechischen Autoren, der in seinen Romanen offen über homoerotische Themen schreibt und sprachlich eindrucksvoll zeigt, welchem moralischen Druck sich viele junge Männer auch heute noch ausgesetzt sehen, wenn sie ihr Coming Out haben. Iosif Alygizakis vermittelt in poetischer Sprache die Gefühlswelt eines Mannes, der gefangen ist in der moralischen Verurteilung der Gesellschaft. Die Hafenstadt Chania bildet die Hintergrundkulisse für den hilflos seinen Ängsten ausgelieferten Protagonisten, einen einsamen und träumerischen Lehrer, der zum Zentrum des sexuellen Erwachens seines jungen Schülers wird. Das neue Spiel wird Liebe genannt. Aber wie lange dauert eine jugendliche Liebe? Wie lange dauert eine Liebe mit dem Makel eines gleichgeschlechtlichen Partners, die von einem zum anderen Augenblick eine andere Wendung nehmen kann?

Iosif Alygizakis wurde 1967 in der kretischen Hafenstadt Chania geboren und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend. Während seiner Schulzeit wurde er in klassischer Gitarre unterrichtet. Später studierte er in Belgrad, Cambridge und Athen. An der Athener Universität schloss er sein Studium in Anglistik ab. Seit 1994 ist Alygizakis schriftstellerisch tätig und gehört zu den ersten griechischen Autoren, die in ihren Romanen offen über homoerotische Themen schreiben. Bisher hat er sechs Romane veröffentlicht, einer davon wurde ins Englische übersetzt.

Hans-Bernhard Schlumm studierte Philosophie, Germanistik und Soziologie in Frankfurt, Thessaloniki und Paderborn. Nach seinem Studium arbeitete er in der Erwachsenenbildung und hatte Lehraufträge an verschiedenen Universitäten. Im Jahre 1985 ging er als DAAD-Lektor an die Deutsche Abteilung der Universität Athen und lehrte dort in den Fächern deutsche Sprache und Literatur. Seit 1991 lebt er auf Korfu und ist an der dortigen Ionischen Universität als Professor für deutsche Sprache und Kultur tätig. Schlumm verfasste eine Reihe von Büchern zur deutschen Literatur und zu Themen der deutsch-griechischen interkulturellen Beziehungen. Zuletzt übersetzte er den Roman von Kostas Akrivos, »Alfons Hochhauser. Der Barfußprophet von Pilion«, der 2012 im Größenwahn Verlag erschien. Schlumm ist mit einer Griechin verheiratet und lebt mit ihr und ihrem gemeinsamen Sohn in der Altstadt von Korfu.