Vom Ende der Einsamkeit

Vom Ende der Einsamkeit ist ein überraschendes Buch: Ein sehr junger Autor schreibt eine Familiengeschichte über mehrere Generationen und mit allen Dramen, als habe er in einem langen Leben schon alles gesehen. Und ein beeindruckendes Buch: Die Geschichte zieht Leserinnen und Leser hinein, wirbelt sie herum, auf und nieder zwischen allen denkbaren Turbulenzen, bis ihnen der Kopf schwirrt. Und auch ein packendes Buch, das die Gefühle seiner Figuren auf eine Weise zu beschreiben versteht, dass wir mitfiebern, mitleiden, uns mitfreuen – und auch anschließend noch viel darüber nachdenken.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Jules. Nach einem Motorradunfall erwacht er aus dem Koma und wird unmittelbar an den Unfalltod seiner Eltern erinnert – vor langer Zeit, als er neun Jahre alt war. Von einem Moment zum anderen war es vorbei mit der wohlbehüteten Kindheit von Jules und seinen beiden älteren Geschwister, Liz und Marty.

Marty, ein bisschen verschroben und von Liz und Jules früher gern aufgezogen, wird zum Computernerd und schlägt von den dreien den bürgerlichsten Weg ein. Die lebenslustige Liz, Jules‘ enge Vertraute, führt ein immer ausschweifenderes Leben und verschwindet plötzlich völlig von der Bildfläche. Jules bleibt zurück, abermals verlassen, in sich gekehrt, nachdenklich, verloren, ein Außenseiter. Einzig die Schulfreundin Alva gewinnt sein Vertrauen, und eine bezaubernde Liebesgeschichte beginnt.

Dass es am Ende zu einem Showdown an Schicksalsschlägen kommt führt zu einer ungeheuren Dynamik der Geschichte und ist vor allem darum erträglich, weil Benedict Wells zwar temporeich, aber unaufgeregt erzählt, emotional, aber ohne jede Sentimentalität, ohne kuscheliges Happy End und dennoch versöhnlich.