Lieblose Legenden

Sie kullern wie satirische Perlen in den Tag: Hildesheimers Kurzgeschichten Lieblose Legenden.

18 seiner 26 Erzählungen aus den Jahren 1950 bis 1962 sind in dieser Ausgabe aufgefädelt. Sie handeln meist von kulturellen Themen: davon, welches Buch jemand nicht schreibt und warum; ob es philologisch-biologisch betrachtet zulässig ist, statt Eulen Käuzchen nach Athen zu tragen; von einer Leserschaft, die keineswegs den Plänen des Kritikers folgt.

Die Lieblosigkeit aus dem Titel mutet fast ebenso ironisch an wie der Grundton der Legenden: Denn um mit so spitzer Feder zu schreiben, muss man schon sehr genau hinschauen und analysieren. Auch zur Sprache pflegt Hildesheimer eine innige Beziehung. Die Geschichten gehören heute zu den Klassikern der deutschen Nachkriegsliteratur. Eine von Hildesheimers Figuren hat es sogar als wissenschaftlicher Witz zu Lexikoneinträgen gebracht: Gottlieb Theodor Pilz, dessen Werk darin bestand, die Werke anderer zu verhindern. Sie sollten ihn mal kennenlernen.