Der Autor ist früh schon dem Bann der Pferde verfallen, und so gerät das Buch auch zur Geschichte einer sich steigernden Passion. Die einzelnen Elemente – klassische Reportage, fundierte Natur- und Kulturgeschichte, autobiographische Reminiszenzen und ein Schuss Poesie   – sind stets eingebettet in einen Strom lust- und humorvollen Fabulierens.

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Auf der Suche nach den wilden Pferden

Stefan Schomann

(Kleiner Tipp: Przewalskipferde können Sie im Tierpark Berlin besuchen! Der Tierpark  hilft aktiv bei der Wiederansiedlung des Przewalski-Wildpferdes in der Mongolei)

Dieses Buch erzählt vom Schicksal der Przewalskipferde, in ihrem mongolischen Streifgebiet auch Tachi genannt. Es ist ein Versuch in eurasischer Heimatkunde, mit dem Pferd als Leittier. Stefan Schomann folgt seinen vierbeinigen Helden bis ans Ende der Welt, und doch zugleich in deren Mitte, liegt ihre Heimat doch in der meerfernsten Region unseres Doppelkontinents. Dabei verschlägt es ihn in auf keiner Karte verzeichnete Orte und in unermessliche Landschaften, die unsere herkömmlichen Zeit- und Raumvorstellungen auflösen. Bald schon blicken wir mit anderen Augen auf die Welt der Steppe, die sowohl Europa wie auch China stets verkannt haben. Obwohl gerade sie es ist, die die beiden Erdteile zusammenspannt. Der Bogen reicht von Berlin bis nach Peking und von Lascaux bis Tschernobyl.

Ein Buch, das uns staunen macht. „Wer über Tiere schreibt, oder generell über Natur“, bemerkt Schomann, „wird gern etwas belächelt, gerade in intellektuellen Kreisen. Ich bin so frei und lächle zurück.“ Schon vor Jahrzehntausenden, lange vor der Domestikation, inspirierte das Pferd die Menschen zu künstlerischen Schöpfun­gen. Es war unsere erste Muse und unser letzter Sklave. Seine Zähmung revolutionierte Handel, Transport und Kriegsführung. Auch diesen Entwicklungslinien geht der Autor nach. Pferdegeschichte ist Menschheitsgeschichte.

Das letzte freilebende Wildpferd wurde in den sechziger Jahren am Nordrand der Gobi gesichtet. Nur einige Dutzend Tiere überlebten in Gefangenschaft, über die halbe Erde verstreut. Doch mittler­weile existieren Auswilderungsprogramme, die Tachi wieder in ihren ursprünglichen Lebensraum zurückführen. Zu verdanken ist dies in erster Linie engagierten Privatpersonen. Oft genug als Spinner belächelt, erfahren sie hier eine späte Würdigung.

Auch der Autor selbst ist früh schon dem Bann der Pferde verfallen, und so gerät das Buch auch zur Geschichte einer sich steigernden Passion. Die einzelnen Elemente – klassische Reportage, fundierte Natur- und Kulturgeschichte, autobiographische Reminiszenzen und ein Schuss Poesie   – sind stets eingebettet in einen Strom lust- und humorvollen Fabulierens. „Ein epischer Bericht in wunderbarer Sprache“, schreibt die französische Schriftstellerin Ariane Fornia über das Buch. „Den roten Faden bildet das Przewalskipferd, aber es stellt auch eine kunstvolle Ausschmückung unserer Beziehung zum Wilden dar, eine homerische Odyssee auf der Suche nach den Mythen von den Pferden, doch auch nach sich selbst.“

Das Los der letzten Wildpferde mutet an wie eine Fabel – und ist doch reine und oft genug bittere Wirklichkeit. Es kann als Schulbeispiel für den Artenschutz dienen. „Der Wert einer jeden Art ist unschätzbar, unbezifferbar, aber ganz gut beschreibbar“, meint Schomann. „Das habe ich versucht, indem ich dieses exemplarische Schicksal erzählt habe.“ Es öffnet den Blick in die Geschichte wie auch in die Zukunft des Lebens auf der Erde.

«Eine unglaubliche Reise. Und ein wundervolles, toll recherchiertes Buch», befand Radio Eins des RBB. «Wortmächtig und mit Blick fürs Detail» titelte die taz in ihrer Weihnachtsausgabe, pries das Buch als eine «großformatige, packende Erzählung» und stellte es als «beste Reiseliteratur» an die Seite von Sylvain Tessons Schneeleopard. Peter von Becker würdigte es im Tagesspiegel als «eine hochgebildete, bis ins Poetische glänzende Naturgeschichte».  Die Presse befand kurz und bündig: «Ein fantastisch geschriebenes Buch.»

Galiani Berlin, 460 Seiten, mit Fotos. 

Copyright des obigen Fotos: Dalaitseren Sukhbaatar/ITG

 

Stefan Schomann, 1962 in München geboren, arbeitet als freier Schriftsteller und Journalist. Seine Repor­tagen, Porträts und Feuilletons erscheinen u. a. in GEO, Stern, ZEIT und der FR. Seine Bücher behandeln China, die Geschichte des Roten Kreuzes und zuletzt das Reisen zu Pferd, wofür er 2019 mit dem « Eisernen Gustav » ausgezeichnet worden ist. Schomann ist Kulturbotschafter der chinesischen Geschichten­erzähler und Ehrenbürger des Dorfes Ma Jie. Er lebt in Berlin und Peking.